VHRR meets IWB

Ein Besuch bei Ali-Özgür Özdil im Islamischen Wissenschafts- und Bildungsinstitut

Wohin wenden sich muslimische Jugendliche mit ihren Fragen?

Oft sei die erste Adresse "Imam Google", sagt Ali-Özgur Özdil in seinem gemütlichen Büro in Harburg neben dem Amtsgericht. Manchmal erreicht auch ihn selbst ein Katalog via Facebook mit listenlangen Fragestellungen und Problemen, wie das Rasieren des Bartes bei Muslimen bis hin zur Vereinbarkeit von Evolution und Schöpfung. "Soll ich dir ein Buch darüber schreiben?", so seine Antwort.

Wir lachen. Unvorstellbar der Gedanke, auf so viele unterschiedliche und komplexe Fragestellungen die von einigen Jugendlichen erhofft kurze Antwort zu geben. Facebook hat seine Grenzen - und Ali Özdils Zeit zum Beantworten ebenfalls. Und trotzdem: Wie ist das jetzt eigentlich mit dem Bart?

Bei Tee und Abendbrot sitzen wir Hamburger Religionslehrerinnen und –lehrer, insgesamt acht Mitglieder des Arbeitsausschusses unserer VHRR, in der kleinen Bibliothek des Institutes und dürfen uns bei Ali Özdil, dem Leiter des IWB, über alles erkundigen, was wir wissen wollen.

Mittlerweile, so erzählt er, sind die Anfragen an ihn und seine ehrenamtlichen Mitarbeiter so zahlreich, dass als eigentlicher Schwerpunkt gar nicht mehr nur die Weiterbildung und Beratung von Religionslehrerinnen und Religionslehrern im Zentrum der Tätigkeit des IWB steht, sondern auch andere Einrichtungen und Institutionen Bedarfe anmelden. Neben "kultursensibler Pflege" in Krankenhäusern ist auch interkulturelle Bildung in Kindergärten oder sind auch Weiterbildungen für Imame stark gefragt.

Wir schlendern durch das Institut und bestaunen das umfangreiche islamische Unterrichtsmaterial, das zur Unterstützung des Hamburger Religionsunterrichtes entwickelt wurde.

Welche Vorgehensweisen können wir gemeinsam vereinbaren, um unsere Zusammenarbeit in Zukunft zu strukturieren und auszuweiten? An jeder unserer Schulen gibt es konkrete Anliegen und Bedarfe, für die ein Besuch Ali Özdils wünschenswert wäre. Und nicht erst, wenn Mediation gefragt ist, also um zwischen muslimischen Eltern und Lehrern zu vermitteln. Sondern besonders, damit Schülerinnen und Schüler eine Perspektive des Islam kennenlernen von jemandem, der nicht Lehrer an der Schule ist, von jemandem, der „Islam kann“, Religionsunterricht für alle von allen.

Wir sprechen über schulischen Schwimmunterricht und Erfahrungen mit Exkursionen in eine Moschee. Könnten sich nicht unsere muslimischen Schülerinnen und Schüler im IWB zum Moschee-Führer ausbilden lassen und den nichtmuslimischen Schüler/innen und Lehrer/innen zeigen, an welchen Orten sie ihre Religion leben? Tatsächlich gibt es zum jährlichen "Tag der offenen Moschee" am 3. Oktober viele Workshops, die dies ermöglichen würden.

Erste Ideen über ein gemeinsames Stiftungskonzept zu nachhaltigen Projekten werden entwickelt, an den Schulen müssten die Projekte verwirklicht, dann gemeinsame Publikationen verfasst werden... .

Morgen früh ist Ali Özdil an der Schule seiner Tochter und erläutert zum aktuellen Abiturthema Bioethik eine islamische Perspektive. Ein Symposium findet ebenfalls morgen statt - und wann könnte er eigentlich einmal an meine Schule kommen? Die fünften Klassen wären begeistert ... . Wie ist das eigentlich mit dem Klonen im Islam?

Religionslehrerinnen und –lehrer sind herzlich eingeladen, sich mit Fragen, Projektideen, etc. an das IWB zu wenden. Man muss nur damit rechnen, dass nicht immer alles ganz kurzfristig gehen wird.

Seit einer viertel Stunde verabschieden wir uns, aber wir können uns nicht trennen. Wir sind beim Thema Koran in der Schule und Fettnäpfchen im Umgang mit religiösen Sensibilitäten angelangt und lernen schnell noch die Worte Gott und "Wie-geht-es-dir?" auf Gebärdensprache. Zwischen Tür und Angel gibt es noch so viel zu teilen. Vor allem beste Wünsche für eine gute Zusammenarbeit, für gute Initiativen an den Schulen und für die Familie, die seit einer Stunde auf Ali Özdil wartet.

Auf dem Weg nach Hause fällt mir auf, dass wir fast gar nicht über aktuelle internationale Konflikte gesprochen haben. Trotzdem fühlt sich die Welt ein bisschen friedlicher an, als auf dem Hinweg.

 

Manuela Keller, Mitglied im Arbeitsausschuss der VHRR (27.11.2014)

 

Kontaktdaten Islamisches Wissenschafts- und Bildungsinstitut

IWB

Buxtehuder Straße 7

21073 Hamburg
Telefon: 040/32 50 67-31
Fax:        040/32 50 67-34

Mail: info@iwb-hamburg.de

Web: http://www.iwb-hamburg.de

 

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Artikel

Über den Hamburger Religionsunterricht hat die Zeitschrift DIE ZEIT einen sehr passenden Artikel veröffentlicht. Religionsunterricht: Lernen, was die Mitschüler glauben | ZEIT ONLINE 06/2021

ARTIKEL

Schulstunde im Plural - Ein Besuch im Hamburger "Religionsunterricht für alle" von Hedwig Gagfa in zeitzeichen 09/2017

Radiosendung

Zur Zukunft des Religionsunterrichts mit einem Beitrag aus Hamburg (Deutschlandfunk/Campus & Karriere; 27.5.2017)

In der Mediathek

Radiosendung

Interreligiöses Lernen - Schulfach Toleranz mit einem Bericht über den RU an zwei Hamburger Schulen (Deutschlandfunk Kultur; 08.05.2017)

Veröffentlichung

Die Weiterentwicklung des Hamburger Religions-unterrichts in der Diskus- sion zwischen Ver- fassungsrecht und Schul- pädagogik  (J. Bauer; Fachreferent Religion/BSB) Bauer_ZevKR_59_3-4_227-256.pdf

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